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Kleine Orientierung im Fairtrade-Siegel-Wald

Kleine Orientierung im Fairtrade-Siegel-Wald

Woran erkenne ich, ob ein Produkt oder Hersteller*in fairtrade ist, beziehungsweise produziert? Wie bereits im Winternewsletter angekündigt, soll an dieser Stelle auf Fairtrade-Siegel und Fairtrade Standards eingegangen werden. Am bekanntesten ist sicher der grün-blaue Kreis, der ähnlich anmutet, wie das chinesische Yin-Yang-Zeichen. Dieses Fairtrade-Siegel steht laut Fair Trade Deutschland  für „fair angebaute und gehandelte Produkte, bei denen alle Zutaten zu 100 Prozent unter Fairtrade-Bedingungen gehandelt und physisch rückverfolgbar sind, wie zum Beispiel bei Kaffee und Bananen.“  Mischprodukte wie Schokolade, Eiscreme oder Kekse, die mindestens 20 Prozent Fairtrade-Anteil enthalten, bekommen dieses Siegel mit einem Pfeil an der Seite. Er verweist auf weiterführende Informationen auf der Rückseite. „Alle Zutaten, die gemäß Fairtrade-Standard verfügbar sind, müssen aus Fairtrade-Quellen stammen!“, so eine Präsentation von Cristina Pflaum und Christine Feiler von Weltläden in Hessen e.V.. Auch Produkte, die mit Mengenausgleich (Erklärung zu Begriff siehe Schoko-Artikel oben) hergestellt wurden, erhalten dieses Siegel. Nach Fairtrade Deutschland ist dies möglich bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee. Außerdem gibt es spezielle Fairtrade-Siegel etwa für Baumwolle oder Kosmetikprodukte. Oder weiß hinterlegte etwa für Kakao, wo nur die im Siegel angegebene Zutat im Mischprodukt Fairtrade-zertifiziert ist. Mehr  hier.

„Produkte, die mit dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet sind, werden nach den internationalen Standards von Fairtrade International angebaut und gehandelt“, heißt es auf der Website von Fairtrade Deutschland. Und weiter: „Die Fairtrade-Standards sind das Regelwerk, das Kleinbauernorganisationen, Plantagen und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einhalten müssen und das Handel(n) verändert. Sie umfassen soziale, ökologische und ökonomische Kriterien, um eine nachhaltige Entwicklung der Produzentenorganisationen in Ländern des globalen Südens zu gewährleisten.“ Basis ist unter anderem die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und „eine Vielzahl internationaler Abkommen“ (Fairtrade Deutschland). Soziale Kriterien sind demnach etwa geregelte Arbeitsbedingungen und Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit. Zu den ökologischen Kriterien zählen das Verbot gefährlicher Pestizide und umweltschonender Anbau. Ökonomisch wichtig sind zum Beispiel transparente Handelsbeziehungen (gilt für Händler und Hersteller).

Die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft Flocert und Tochtergesellschaft von Fairtrade International vergibt das Siegel und kontrolliert in Folge, ob die Standards eingehalten werden. „Das Unternehmen zertifiziert Produzenten, Händler und Hersteller in rund 115 Ländern nach den Fairtrade-Standards,“ so die Website von Fairtrade Deutschland.

In der genannten Präsentation von Pflaum und Feiler benennen sie neben Fairtrade außerdem als wichtige und verlässliche Siegel, beziehungsweise Kontrollsysteme Naturland Fair, Fair For Life, SPP (Small Producer’s Symbol, Logo ist mittlerweile ein anderes als im Bild oben), das WFTO-Garantie-System und den Lieferantenkatalog des Weltladen-Dachverbands. Diese sind als solche vom Forum Fairer Handel, dem Verband des Fairen Handels in Deutschland, anerkannt. Nach Pflaum stehen allerdings unterschiedliche Ansätze dahinter. „Für Weltläden sind das WFTO-Garantie-System und der Lieferantenkatalog des Weltladen-Dachverbands – wobei es bei letzterem kein Siegel oder ähnliches auf dem Produkt gibt – von Bedeutung. Das WFTO-Emblem, Naturland Fair und Fair For Life Siegel sind auf unterschiedlichen Produkten zu finden,“ erläutert Pflaum. Außerhalb der Weltläden sei das Fairtrade Siegel am häufigsten zu sehen, aber auch Naturland Fair und Fair For Life – besonders in Biomärkten.

Der Faire Handel hat nach dem Forum Fairer Handel im Laufe seines 50jährigen Einstehens für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferketten Kontrollsysteme entwickelt, um mittels strikten Standards für Produktion und Handel Menschenrechte und Umwelt zu schützen. Und zwar mit sogenannten Monitoring- und Zertifizierungssystemen. „Eine externe Überprüfung sorgt für Sicherheit und Transparenz und ermöglicht es Kund*innen, mehr als nur Versprechen Vertrauen zu schenken“, heißt es auf der Website des Forums Fairer Handel.

Mit den Zertifizierungssystemen werden Produkte kontrolliert, mit den Monitoring Unternehmen. „Um ein Produkt mit einem Fair-Handels-Siegel vertreiben zu dürfen, muss eine Produzentenorganisation (z.B. eine Kaffeekooperative) zunächst nachweisen, dass sie die Kriterien für eine nachhaltige Produktion erfüllt, die in den Standards des jeweiligen Kontrollsystems (z.B. Fairtrade) festgelegt sind,“ heißt es dort weiter. Dazu gehören nach dem Forum Fairer Handel Anforderungen in den Bereichen Arbeits- und Umweltschutz sowie demokratische Selbstbestimmung und Partizipation. Ein*e unabhängige*r Auditor*in überprüfe vor Ort, ob diese eingehalten werden. Ist dies positiv beschieden, können Unternehmen das zertifizierte Produkt einkaufen und mit dem jeweiligen Siegel vertreiben. „Die anerkannten Monitoring-Systeme des Fairen Handels überprüfen das gesamte Unternehmen auf die Einhaltung der Fair-Handels-Kriterien. (…) Unternehmen, die einen solchen Monitoring-Prozess durchlaufen haben, werden daher Fair-Handels-Unternehmen genannt.“ Das bedeute: Alle von ihnen vertriebenen Produkte werden nach den Prinzipien des Fairen Handels hergestellt und gehandelt. Dies betrifft den Weltladen-Lieferanten-Katalog sowie das WFTO-Emblem.

Letzteres mit den ebenfalls in grün und blau gehaltenen ineinandergreifenden Figuren und Formen bezeichnet nach Feiler und Pflaum den Weg der Fair-Handels-Organisationen innerhalb einer „integrierten Lieferkette“: Die Akteure von Produzent*innen bis Einzelhandel handeln komplett gemäß den Kriterien des Fairen Handels („100% fair“). Laut Fairtrade-kaufen.de  ist es das Emblem des weltweit größten Netzwerks aus Organisationen des Fairen Handels. Zu den mehr als 350 Mitgliedern in über 70 Ländern zählen Produzent*innengruppen und -netzwerke, Vermarktungsorganisationen, Fair-Handels-Importeure, Weltladen-Verbände sowie Unterstützer-Organisationen, für die der Faire Handel einen von mehreren Arbeitsschwerpunkten darstellt. Etwa 72 % der Mitglieder kommen aus dem Globalen Süden, so das Weltläden-Wiki . Teil des Netzwerkes sind unter anderem die GEPA, GLOBO, El Puente und WeltPartner. Die WFTO ist das einzige globale Netzwerk, das Fair-Handels-Organisationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von den Produzent*innen-Organisationen bis hin zum Verkauf repräsentiert.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass „der Begriff „fair“ gesetzlich nicht geschützt ist. Ein einheitliches Siegel gibt es nicht. Deshalb sei die Label Vielfalt groß (Verbraucherzentrale). Denn es gibt außer den vom Forum Fairer Handel anerkannten noch eine ganze Reihe weiterer Siegel. Lediglich bei den vom Forum Fairer Handel anerkannten Siegeln können sich die Verbraucher*innen sicher sein, dass auch wirklich Fairer Handel dahintersteht. „Mit dem Kauf fair gehandelter Produkte werden sowohl faire Handelspraktiken als auch bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeiter und Kleinbauernfamilien in den südlichen Ländern gefördert und ein umweltverträglicher Anbau unterstützt“, so die Website der Verbraucherzentrale.